Historie

Die Bausubstanz der gegenwärtig seit langer Zeit leer stehenden Gebäude ist sehr alt. Teile des Mauerwerkes und der hohe Torbogen stammen vermutlich noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert. An das in dieser Zeit erbaute und mit einem Walmdach versehene Mühlengebäude wurden im 19. Jahrhundert für das inzwischen auf Dampfbetrieb umgestellte Sägewerk ein Erweiterungsbau und im Hof des Grundstücks der hohe Schornstein angefügt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war die damalige Mittelmühle die „ansehnlichste“ unter den Königsteiner Mühlen. Die Mühle wurde vermutlich um 1500 als Brettschneidemühle angelegt. Nach Heckels Chronik von Königstein soll sie schon 1518 gestanden haben und „George Carlewitzen eigentümlich“ gewesen sein. Auf die Verbindung der Mühle zum Kloster auf dem Königstein verweist die Nachricht, dass zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Mönche dieses Klosters damals unter Einnahmen 10 Schock 30 Groschen Erbegeld von der „mittleren Mühle“ verzeichneten. Die Mühle war wohl das ganze 16. Jahrhundert hindurch nur Brettschneidemühle. 1548 zinsten die Erben des Pirnaer Bürgers Matts Gletitz von einer Brettmühle, die Mittelmühle genannt. 1576 wird in der Königsteiner Kirchenrechnung ein bei der „mittel Bredtmulenn“ gelegener Garten erwähnt. Die Erweiterung des Mühlenbetriebes durch den Einbau von Mahlgängen und einer Lohnstampfe erfolgte wohl erst im 17. Jahrhundert. Als Christoff Zimmer 1653 die Mühle erwarb, wurde sie im Kaufvertrag als Mahl-, Brett- und Lohnmühle bezeichnet. Die Mahlmühle hatte 1661 zwei und hundert Jahre später drei Mahlgänge. Nachdem der Steuereinnehmer, Gerichtsvoigt, Brauhöfer und Handelsmann Ehrenfried Kotze in Königstein 1693 gestorben war - er hatte die Mühle 1684 von George Zimmer erworben - verkauften im Jahre 1715 seine Erben die Mahl- und Schneidemühle (die Lohnstampfe wird nicht mehr erwähnt) mit dem dazugehörenden Garten, den Wiesen und dem Räumicht für 2.340 meißnische Gulden und 10 Gulden sogenanntes Schlüsselgeld für die Witwe an die Kommune Königstein. Diese ließ sie bis Anfang des 19. Jahrhunderts von Pachtmüllern bewirtschaften. Johann Gottfried Krebs, der die Mühle 1762 für zunächst drei Jahre pachtete, hatte außer dem Pachtgeld von jährlich 190 Talern den Geistlichen und Schuldienern des Städtchens die „gewöhnliche(n) Accidentien zum grünen Donnerstage, Oster- und Neu-Jahr Umgange“ sowie 8 Groschen Almosen-Einlage zu entrichten. Er war verpflichtet für die Bürger und die Stadtgemeinde alles Schnittholz zu festen Preisen von 6 bzw. 8 Pfennig pro Schnitt zu berechnen und sie beim Getreide- und Malzmalen sowie beim Holzschnitt bevorzugt zu bedienen. Der Pachtmüller war verpflichtet, die Gebäude des Anwesens sowie die Wasserräder und andere Anlagen auf eigene Kosten zu erhalten und die anfallenden Reparaturen auszuführen. Er erhielt lediglich von der Gemeinde die Bretter, die er zur Erneuerung der Wehre und Schützen benötigte. Krebs war schließlich auch verpflichtet, auf dem zur Mühle gehörenden Garten jährlich zwei Obstbäume neu zu pflanzen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts (jedenfalls nach 1850) kam die Mittelmühle in den Besitz der begüterten Familie Biener. In welchem Jahr der Besitzwechsel erfolgte, konnte bei den Recherchen für dieses Buch leider nicht festgestellt werden. Biener‘s besaßen bereits die Brückmühle und vereinten nun die nur wenige hundert Meter voneinander liegenden Mühlen zu einem Dampfsägewerk. Dieses bestand bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. 1932 wurde über das Vermögen der offenen Handelsgesellschaft der Firma. W.G. Biener ein Konkursverfahren eröffnet. Zwei Jahre später erfolgte die Löschung der Firma aus dem Handelsregister des Amtsgerichtes Königstein.

Text entnommen aus:

Monographien zur Sächsisch-Böhmischen Schweiz Band 3
DIE MÜHLEN DER SÄCHSISCHEN SCHWEIZ
Linkselbisches Gebiet / Manfred Schober unter Mitarbeit von Manfred Hickmann
2011 Berg- & Naturverlag Rölke, Dresden
ISBN 978-3-9345514-26-3